Ist das Kunst oder kann das weg?

Am 17. Juni wurde im schwedis­chen Par­la­ment unter dem Titel Fokus auf die Jugend ein Vorschlag der Regierung debat­tiert, der zum Ziel hat, die Lebens­be­din­gun­gen von Jugendlichen zwis­chen 13 und 25 Jahren zu verbessern. Als die Reich­stagsab­ge­ord­nete der recht­spop­ulisitschen Sverigedemokra­ter­na, Mar­gare­ta Lars­son, sich zu dem Vorschlag äußerte, über­raschte sie zum Ende ihrer Stel­lung­nahme mit ein­er uner­warteten Kunstkritik:
„Zusam­men­fassend“, schloss sie, „mehr Wis­sen und weniger blu­tende Vagi­nas an den Wän­den unser­er Schulen, die als Kunst­werke ange­se­hen wer­den. Mit Hin­sicht auf die herrschende Über­sex­u­al­isierung […], finde ich per­sön­lich, dass man für sex­uelle Beläs­ti­gung von Min­der­jähri­gen im Gefäng­nis sitzen sollte, wenn man als Kün­stler Vagi­nas auf Schul­wände malt“.

Quelle: Aftonbladet, Foto: Patrik Ljungman

Quelle: Afton­bladet, Foto:
Patrik Ljung­man

Diese Bemerkung ver­an­lasste Lars Ohly von den Linken (Vän­ster par­ti), Larssons Ansicht von Kun­st und Kul­tur mit der Ansicht von Kul­tur in Deutsch­land in den 1930ern zu ver­gle­ichen. Er finde es „ver­acht­ens- und sehr bemerkenswert, dass so etwas von einem Mit­glied des schwedis­chen Par­la­ments geäußert wird“. Lars­son wiederum kon­nte Ohlys Bedenken nicht teilen und legte nach, dass sie eben der Mei­n­ung sei, dass „Kun­st einen Zweck haben sollte. Sie sollte nicht provozieren und dazu führen, dass Men­schen sich durch sie schlecht fühlten“.

Das ver­meintlich anstößige und mit­tler­weile viel disku­tierte Kunst­werk ist eine Wand­malerei der Graf­fi­ti-Kün­st­lerin Car­oli­na Falkholt in einem Gym­na­si­um in Nyköping, das eben eine abstrahierte Vagi­na zeigt.
„Unheim­lich und erschreck­end“, kom­men­tierte Falkholt die Äußerun­gen der SD-Poli­tik­erin. „Dass sie von ein­er blu­ten­den Vagi­na spricht, zeigt nur, dass sie mein Kunst­werk nicht ein­mal gese­hen hat. Ich habe einen abstrahierten Frauenkör­p­er gemalt, ein Bild, das kaum sex­u­al­isierend genan­nt wer­den kann. Es mit einem sex­uellen Über­griff gle­ichzustellen, deutet auf eine erschreck­ende Beschränk­theit und Unken­nt­nis“, so die Kün­st­lerin zur Zeitung GP.

Falko­holts Kun­st hat schon früher immer wieder für kon­tro­verse Diskus­sio­nen gesorgt. Und auch just an ihrem Werk in Nyköping schei­den sich wieder die Geis­ter. Nach­dem Falkholt der Auf­trag zunächst mit völ­liger kün­st­lerisch­er Frei­heit erteilt wurde, rud­erten die Ver­ant­wortlichen für das Pro­jekt von der Kom­mune Nyköping später zurück und bat­en sie es zu ändern — was sie ver­weigerte. Daraufhin wurde es nun abgedeckt.

Andere SD-Poli­tik­er woll­ten Mar­gare­ta Lars­son Aus­führun­gen nicht weit­er kom­men­tieren und ver­wiesen darauf, dass sie ihre per­sön­liche Ansicht zum Aus­druck gebracht hätte.

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