Søren Kierkegaard – Entweder / Oder. Im Spiegel zeitgenössischer Kunst

K640_IMG_7986Im Laufe eines Skan­di­nav­is­tik-studi­ums wird der dänis­che Philosoph Søren Kierkegaard (1813 – 1855) mit Sicher­heit das ein oder andere Mal erwäh­nt. Den­noch hält sich mein Wis­sen über sein Werk sehr in Gren­zen. Mit der Ausstel­lung „Søren Kierkegaard – Entwed­er / Oder. Im Spiegel zeit­genös­sis­ch­er Kun­st“, die momen­tan im Haus am Wald­see anlässlich des 200. Geburt­stag von Kierkegaard zu sehen ist, kön­nte sich dies geän­dert haben. Denn die Kün­stler haben Kierkegaards Schrift auf so über­raschende, vielfältige und inter­es­sante Weise reflek­tiert, dass sie mich auf jedem Fall zum Lesen von „Entwed­er – Oder“ inspiri­ert haben. Und im Gegen­satz zu manch ander­er Ausstel­lung ist diese nicht nur lehrre­ich, son­der auch ein kurzweiliges Vergnügen.

In sein­er Schrift unter­schei­det Kierkegaard zwis­chen zwei Per­sön­lichkeit­en und ihrer unter­schiedlichen Hingabe an das Leben: dem ‘Ästheten’ (A) und dem ‘Ethik­er’ (B). Der Ästhet ist ein unter­hal­tungs­freudi­ger Hedo­nist, der intu­itiv mit seinen Sin­nen auswählt und das Leben eher ero­tisch, ver­spielt und ver­führerisch ange­ht. Der Ethik­er wählt sein Leben­sziel hinge­gen nach klar definierten Vorstel­lun­gen. Für ihn sind ethis­che Überzeu­gun­gen, Aus­bil­dung, poli­tis­ches Engage­ment und Kon­ven­tio­nen ausschlaggebend.“

Zen­tral ist der Dual­is­mus der Welt, der die Men­schen vor die Wahl stellt, welche Werte hand­lungsweisend für sie sein soll­ten. „Die Ausstel­lung ‘Entwed­er / Oder’ reflek­tiert diese Wahlsi­t­u­a­tio­nen im Sinne Kierkegaards. Im ersten Teil sind Arbeit­en zu sehen, die den ästhetisch-hedo­nis­tis­chen Aspekt der Lebenswahl the­ma­tisieren. Im zweit­en Teil wer­den eher ethisch-ziel­gerichtete Stel­lung­nah­men und Lebensen­twürfe wie z.B. eine reflek­tierte Hal­tung zur Näch­sten­liebe in der zeit­genös­sis­chen Kun­st unter­sucht.“                

Haus am Waldsee, Berlin   Kulli

So ste­ht die Instal­la­tion Valse Sen­ti­men­tale von Tom Hille­waere, in der ein Gas­bal­lon mit ange­hängtem Filzs­tift von Ven­ti­la­toren über ein weißes Podi­um getrieben wird, für die Unvorherse­hbarkeit des Ästheten. In Direct Approach von Stine Marie Jacob­sen find­et dage­gen im Span­nungs­feld von Gewalt, Ethik und Empathie eine Auseinan­der­set­zung mit dem poten­ziell Bösen in uns statt. Zu sehen sind Nach­stel­lun­gen von Film­szenen (bspw. aus Amer­i­can His­to­ry X und SAW II), dargestellt von Men­schen, die von der Kün­st­lerin auf der Straße ange­sprochen wur­den und die für die Nach­stel­lung zwis­chen der Rolle des Opfers oder des Täters wählen sollten.

Dies sind nur zwei Beispiele der kün­st­lerischen Reflex­io­nen zu Kierkegaards „Entwed­er / Oder“ – und die anderen sind nicht min­der inter­es­sant. Neben­bei bemerkt ist schon das Haus am Wald­see einen Besuch wert. Idyl­lisch im grü­nen Zehlen­dorf – und wie der Name schon sagt – an einem See gele­gen, lädt die Kulisse zum Ver­weilen ein und ver­set­zt in entspan­nte Urlaubsstimmung.

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Noch bis 22. Sep­tem­ber ist die Ausstel­lung geöffnet. Daher eine drin­gende Empfehlung: ANSEHEN!

Weit­ere Infor­ma­tio­nen hier.

 

 

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