Maja Lunde: Als die Welt stehen blieb

Maja LundeFoto: Ulrike Nolte

Ich hat­te meine Geschichte unter Kon­trolle. Jet­zt bes­tim­men andere.“

Es ist Mittwoch der 11. März 2020 und Nor­we­gen und seine Bewohner:innen bere­it­en sich auf den Lock­down vor, „die ein­schnei­dend­sten und härtesten Maß­nah­men, die je in Frieden­szeit­en in Nor­we­gen getrof­fen wer­den“. Auch Maja Lunde, Best­seller­autorin der Kli­mawan­del-Büch­er (u. a. Geschichte der Bienen), und ihre (erweit­erte) Fam­i­lie müssen mit den neuen Her­aus­forderun­gen ler­nen umzugehen.

Maja Lunde, die ihre Kli­mawan­del-Äng­ste bewusst abschreibt, in der Dystopi­en ger­adezu lit­er­arisch ver­ankert sind, find­et natür­lich auch die passenden Worte für Covid. In ihrem Tage­buch (11. bis 29. März) beschreibt sie nachvol­lziehbar, wie sie am Home­school­ing scheit­ert, wie sie hadert, wenn die Rou­tine wegbricht.

Es geht viel um kleine und große famil­iäre Kon­flik­te in einem Aus­nah­mezu­s­tand, um neg­a­tive Gefüh­le wie Angst, Unsicher­heit, Wut. Aber sie beschreibt auch die schö­nen Momente, gemein­same Waldspaziergänge, Pick­nicks am Meer, inten­sive virtuelle Gespräche. Wie schön es sein kann, wenn die Fam­i­lie neu zusam­menwach­sen muss, ihre drei Söhne koop­er­a­tiv­er sind und manch­mal sog­ar Stütze.

Maja Lun­des Tage­buch „Als die Welt ste­hen blieb“ ist natür­lich ein per­sön­lich­es Buch. Es ste­ht aber auch für die Erleb­nisse viel­er Europäer:innen und doku­men­tiert anschaulich die Belas­tung beson­ders der Frauen in Pan­demie-Zeit­en. Vor allem auch jet­zt angesichts wieder steigen­der Infek­tion­szahlen und neuen Gesprächen über einen zweit­en Lock­down ist das Buch sehr interessant.

Soll­ten spätere Gen­er­a­tio­nen fra­gen, wie es denn war, 2020 mit der Pan­demie, kann ein­fach das Buch gezückt wer­den und hat wohlformuliert(er)e Worte für eine ver­gan­gene schwierige Zeit.

Info:
Aus dem Nor­wegis­chen von Ursel Allen­stein
Orig­inalti­tel: De første dagene
Ver­lag btb 2020
224 Seit­en