Dänemark: Student unter Terrorverdacht

Hauptgebäude Universität Kopenhagen Foto: Jens Fink-Jensen

Haupt­ge­bäude Uni­ver­sität Kopen­hagen Foto: Jens Fink-Jensen

Am 28. August sitzt der Stu­dent Ali­siv Cer­an nicht­sah­nend in ein­er Prü­fung, während eine inten­sive polizeiliche Suche nach ihm läuft.

Dem voraus­ge­gan­gen ist Ali­siv Cer­ans Fahrt zur Uni Kopen­hagen. Dort studiert er Englisch und muss an diesem Tag eine Prü­fung able­gen, auf die er sich während der Fahrt vor­bere­it­et. Prü­fungs­ge­gen­stand ist Ter­ror­is­mus. Cer­an, der angesichts sein­er anste­hen­den Prü­fung etwas nervös ist, liest ein Buch über den Krieg gegen den Terror.

Als ihm beim Aussteigen auch noch seine Tasche mit seinem Druck­er darin herun­ter­fällt, steigert sich seine Ner­vosität sichtlich. „Ich hat­te Angst, dass mein Druck­er kaputt gegan­gen sein kön­nte und dass ich dann meine gesamte Prü­fung von Hand schreiben müsste“, so Cer­an. Gemäß der Regel an der Uni­ver­sität Kopen­hagen, müssen Stu­den­ten näm­lich einen funk­tion­ierend Druck­er mit zur Prü­fung nehmen.

Seine Lek­türe und seine Ner­vosität sollen ihm im Zusam­men­hang mit seinem „nahöstlichen Ausse­hen“ zum Ver­häng­nis wer­den. Denn eine andere Pas­sagierin empfind­et sein Ver­hal­ten als „verdächtig“ und alarmiert die Polizei. Die wiederum schreibt den Stu­den­ten zur Fah­n­dung aus. Mit einem Großaufge­bot an Polizis­ten und Bildern von den Überwachungskam­eras des ÖPNV, die in allen Medi­en gezeigt wer­den, wird nach Cer­an gesucht, während der in sein­er Prü­fung sitzt.

Ein Fre­und erken­nt ihn auf den Fotos wieder und kon­tak­tiert ihn im späteren Ver­lauf des Tages. Nach­dem sich Cer­an selb­st im Inter­net davon überzeugte, dass nach ihm gefah­n­det wird, kon­tak­tiert er die Polizei und wartet, ver­steckt auf ein­er Toi­lette, bis diese erscheint. In ein­er darauf­fol­gen­den Pressekon­ferenz gibt die Polizei Ent­war­nung und erk­lärt Cer­an für unschuldig, unter­stre­icht aber auch, dass die Anzeige glaub­würdig und der Ver­dacht gegen ihn begrün­det gewe­sen sei.

Cer­an selb­st nahm die Sache zunächst erstaunlich humor­voll und entschuldigte sich sog­ar, bei der Frau im Zug dafür, dass er ihr Angst gemacht habe. „Viele denken wohl, dass alle Mus­lime Ter­ror­is­ten sind“, ein Bild was oft­mals in den Medi­en wiedergegeben wird, erk­lärt sich Cer­an später den Ver­dacht gegen ihn.

Inzwis­chen fordert er aber einen Schadenser­satz von 75.000 dänis­che Kro­nen von der Kopen­hagen­er Polizei für die “mas­sive Kränkung und Men­schen­jagd”, der er aus­ge­set­zt war. Ein Teil des Geldes wird Cer­an aber für wohltätige Zwecke spenden.

Däne­mark kri­tisiert seine schwedis­chen Nach­barn oft dafür, allzu poli­tisch kor­rekt zu sein. Doch Cer­ans Geschichte ist vielle­icht ein Beispiel dafür, wie sich das poli­tis­che Kli­ma in Däne­mark durch den Ein­fluss der radikal recht­spop­ulis­tis­chen Dan­sk Folkepar­ti verän­dert hat und zeigt wie ver­ankert islam­o­phobe und frem­den­feindliche Vorstel­lun­gen in der Gesellschaft sind.

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